Der Jazzclub hat
ein neues Format:
16 zu 9.

Beitrag vom 4.2.2021
in Empfehlung, Medien, Musik

2020 war ein schwieriges Jahr für viele Bereiche des öffentlichen Lebens. Besonders Konzertveranstalter stellte es vor so manche Herausforderung — so auch den Jazzclub Leipzig. Doch der Jazzclub wäre nicht der Jazzclub, würde er aus der Not nicht eine Tugend machen.

Die MusikZeit wird liebevoll „kleine Schwester der Jazztage“ genannt, obwohl es sie bereits seit 1991 gibt — mit diesem Jahr also seit 30 Jahren. Und sie hat, wie ihre große Schwester, jedes Jahr ein besonderes Thema, um das sich das Programm rankt. Mit der Ausgabe 2020 stellte der Jazzclub die Orgel als Instrument und ihren Bezug zum Jazz in den Mittelpunkt und wollte präsentieren, wie und dass diese Kombination harmoniert. Barbara Dennerlein an der Jehmlich-Orgel in der Reformierten Kirche, das Duo Krokenberger/Oehl an der Sauerorgel in der Michaeliskirche und drei weitere Acts an der Hammond B3: Werner Neumanns Electric Trio, Jo Aldingers Downbeatclub und das Trio Goldings/Bernstein/Stewart. Die Konzerte waren geplant, die Künstler:innen gebucht und alle waren voller Vorfreude auf die MusikZeit Ende April.

Doch dann kam alles anders: Corona, Lockdown, Absage. Ein neuer Termin wurde für November geplant. Dann kam der zweite Lockdown und die erneute Absage. Doch das Team vom Jazzclub Leipzig ließ sich nicht klein kriegen. Denn die Konzerte fanden schließlich doch statt: Anfang Dezember, ohne Publikum, vor laufender Kamera.

Jazz oder nie! Auf zu neuen Ufern! Auf zu YouTube!

Naja, dieses Ufer ist nicht ganz so neu, auch nicht für den Jazzclub Leipzig. Denn der war schon früher auf YouTube vertreten. Neu sind allerdings die Videopodcasts rund um die 44. Leipziger Jazztage und seit letzter Woche eben die Konzerte der MusikZeit 2020 zum Thema »Alle Register — Die Orgel im Jazz«. Allen Widrigkeiten zum Trotz, aber unter Einhaltung der Hygieneauflagen, spielten das Duo Krokenberger/Oehl in der Michaeliskirche, Jo Aldingers Downbeatclub in der naTo und Werner Neumanns Electric Trio im Neuen Schauspiel — aufgezeichnet und produziert von zeitgebilde.

Während in Berlin also zurecht beschlossen wurde, den Lockdown zu verlängern, kann man sich in Leipzig nun entspannt aufs Sofa lümmeln, die Kopfhörer aufsetzen und die verpassten Konzerte online nachholen. Ist vielleicht nicht das selbe Erlebnis wie ein Live-Konzert, aber für sich genommen auch ein spannendes Format. In diesem Sinne: Chapeau, lieber Jazzclub! Das kann sich sehen und hören lassen. Und weil diesem Engagement jede Menge Anerkennung gebührt, bitte fleißig auf den wunderschönen roten Abonnieren-Button klicken. 😉

Ach ja, Festivalmotiv und Illustration für die MusikZeit 2020 kommt übrigens vom Leipziger Illustrator Stefan Ibrahim und wie ich Bild und Typo rundherum arrangiert habe, kann man sich hier im Detail anschauen: Alle Register gezogen — Kommunikationsdesign für die MusikZeit 2020.